Leider ist es in dem berühmten CIE-Diagramm der Farbmetriker nicht möglich, Farbunterschiede einfach als Entfernungen im Schaubild zu bestimmen. Kritiker des CIE-Diagramms haben immer schon auf diesen Nachteil hingewiesen, der sich dadurch zeigt, daß Grün überrepräsentiert und die roten, violetten und blauen Töne in den Ecken zusammengestaucht sind. Das CIEL*a*b*-System geht aus dem CIE-Farbdiagramm hervor, indem die ursprünglichen drei Koordinaten X, Y und Z in drei neue Parameter L, A und B umgewandelt werden. Ziel dieser Transformation ist ein Farbenraum, der helfen soll, Farbunterschiede numerisch zu bestimmen. (Ausführlicher Text)
Für industrielle Anwendungen der Farbe kommt es nicht nur auf die Messung von Farben an. Wichtig ist vor allem die Möglichkeit, Farbunterschiede genau bestimmen zu können. Der Grund dafür liegt einfach darin, daß ein Kunde, der einem Produzenten den Auftrag erteilt, ein gewünschtes Objekt (zum Beispiel einen Wagen) in der gewünschten Farbe (zum Beispiel Eisgrün) zu liefern, erwartet, daß der bestellte Gegenstand eine Farbe trägt, die mit einer zweiten (schon vorhandenen) Farbe zusammenpaßt, wobei natürlich eine kleine Toleranz eingeräumt wird.
Leider ist es in dem berühmten CIE-Diagramm der Farbmetriker nicht möglich, Farbunterschiede einfach als Entfernungen im Schaubild zu bestimmen. Kritiker des CIE-Diagramms haben immer schon auf diesen Nachteil hingewiesen, der sich dadurch zeigt, daß Grün überrepräsentiert und die roten, violetten und blauen Töne in den Ecken zusammengestaucht sind.
Seit den 60er Jahren werden in der Literatur zum Thema Farbunterschiede immer wieder einfach praktikable Formeln zur Berechnung von Differenzen vorgeschlagen, die dann mehr oder weniger weit verbreitet und angewendet werden. 1976 tauchte eine von der CIE empfohlene neue Metrik unter dem Kürzel CIELAB beziehungsweise CIEL*a*b* auf, die danach umfassend genutzt wurde, und zwar für nicht-selbstleuchtende Objekte, also zum Beispiel für Textilien, Malfarben und Plastikgegenstände. Das CIEL*a*b*-System scheint die erwähnten industriellen Bedürfnisse abzudecken. Die zur gleichen Zeit vorgelegte Metrik mit dem Kürzel CIELUV beziehungsweise CIEL*u*v* hilft dagegen, Farbunterschiede, etwa bei Blitzen, in der Fotografie oder auf dem Fernsehbild, zu fassen.
Um zum CIEL*a*b*-Farbraum zu kommen, werden die drei farb- metrischen Koordinaten (Farbwerte) X, Y und Z der CIE-Normfarbtafel in drei neue Größen überführt, die als L, a und b bezeichnet werden. X und Y werden auf nicht ganz einfache Weise zu a, aus Y und Z entsteht auf ähnliche Weise b, und Y allein liefert den Weg zu L (wobei sich die im linken Kubus eingetragenen Werte ergeben, die hier nicht näher erläutert werden). L («lightness») liefert so etwas wie eine «psychometrische Helligkeit» (oder «Leichtigkeit»), das heißt, dieser Parameter wird durch die geeignete Funktion einer psychophysischen Größe (einem Farbwert) definiert, die so gewählt wird, daß gleiche Skalenintervalle so eng wie möglich gleiche Unterschiede zwischen Farben wiedergeben, die der «lightness» — der Leichtigkeit — nach verwandt sind. Die Werte von L erstrecken sich zwischen 0 für Schwarz (Nero) und 100 für Weiß (Bianco).
Das entstehende CIEL*a*b*-Diagramm heißt manchmal auch «psychometrisches Farbdiagramm», wobei die Farben entlang zweier Richtungen im rechten Winkel zueinander zu liegen kommen. Die von ihnen aufgespannte Ebene steht selbst senkrecht zur achromatischen Achse. Der entstehende «einheitliche Farbenraum» («uniform color space») baut natürlich auf den vier psychologischen Grundfarben Rot (Rosso), Grün (Verde), Blau (Blu) und Gelb (Giallo) auf, die Ewald Hering in seiner Opponenten-Theorie als erster beschrieben hat und von denen wir heute wissen, daß sie unmittelbar dem Gehirn gemeldet werden.
Datierung: Der dargestellte einheitliche Farbenraum besteht seit 1976.
Herkunft: International (Commission Internationale d’Eclairage)
Grundfarben: Die vier psychologischen Grundfarben: Rot, Grün Blau und Gelb
Form: «Psychometrisches Farbdiagramm» modifizierter Kubus
Anwendung: Bestimmung von Farbunterschieden
Referenzsysteme: Hering — CIE — ACC
Literatur: K. McLaren, «The development of the CIE 1976 (L*a*b*) uniform colour space and colour-difference formula», Journal of the Society of Dyers and Colourists 92, 338-341 (1976); G. A. Agoston, «Color Theory and Its Application in Art and Design», Heidelberg 1979.