Der Farbenkreis basiert auf drei Primärfarben, die Jacobs mit Rot, Grün und Violett bezeichnete. Er schuf seine Konstruktion, um subtraktive Mischungen von Pigmenten vorzustellen. Da sein Violett aber das Blauviolett war, das zum Beispiel Wilhelm von Bezold verwendet hatte, zeigt das System additive Primärfarben, die in ein subtraktives Gerüst gefügt sind. (Ausführlicher Text)
Im Jahre 1923 verfaßte der in Kanada geborene Bildhauer und Maler Michel Jacobs (1877-1958) ein Buch über «Die Kunst der Farbe» («The Art of Color»), in dem er eine eigenwillige Theorie der Harmonie von Farben vorlegte. Jacobs hatte die schönen Künste in Paris und New York studiert, und ihm war dabei aufgefallen, daß Kunststudenten zuerst zeichnen und dann den Umgang mit Farben lernen. Ihm schien der umgekehrte Ablauf sinnvoller, und dazu bot er seine Farbenlehre an, die nicht behauptete, einen neuen Gesichtspunkt zu präsentieren. Er lehnt sich dabei an die Einsichten von Thomas Young und Hermann von Helmholtz an. Jacobs operiert also mit drei Primärfarben, aber er trifft eine eigenwillige Auswahl, nämlich Rot, Grün und Violett, die er «spectrum primaries» nennt. Das von ihm benutzte Violett ist dabei in Wirklichkeit eher ein Blauviolett von der Art, die Wilhelm von Bezold und der Physiologe Hermann von Helmholtz verwendet haben.
Michel Jacobs ordnet seine spektralen Primärfarben außen auf einem Kreis an und stellt ihnen, vom Zentrum her bis an die Peripherie sich erstreckend, drei Sekundärfarben gegenüber, nämlich Gelb, Blau und Karminrot (Crimson). Sie heißen bei ihm «pigmentary primaries» und bilden zusammen mit den «spectrum primaries» drei Paare von Komplementärfarben, die sogenannten «complementaries». Die Konstruktion des Kreises ist so angelegt, daß dieser Gegenüberstellung auch die Opposition von konkav und konvex entspricht.
Mit den Vorgaben sind sechs Mischungen möglich, die er in sich blütenkelchartig entfaltenden Strukturen angibt: Im Uhrzeigersinn sind dies Orange, Gelbgrün, Blaugrün, Blauviolett, Purpur und Scharlachrot (Scarlet). Komplementäre Paare laufen zwar leicht ineinander über — so zum Beispiel Purpur und Gelbgrün -, sind dadurch aber umso deutlicher getrennt. Die vielen Linien der drei Blütenkelche dienen wohl ganz allgemein dazu, die scharfen Gegensätze der Komplementärfarben auseinanderzuhalten und ihre Kontraste zu schwächen.
Jacobs betont in seinem Buch die psychologische Bedeutung von Farbbezügen, von denen wir einige in den kleinen Kreisen variieren.
Datierung: Der amerikanische Maler M. Jacobs stellt 1923 seine «Kunst der Farbe» vor.
Herkunft: Kanada
Grundfarben: Rot, Grün und Violett [Blauviolett]
Form: Kreis
Referenzsysteme: Maxwell — Helmholtz — Bezold
Literatur: M. Jacobs, «The Art of Color», New Jersey 1923; M. Jacobs, «The Study of Color, with Lessons and Exercises, arranged for Teachers, Artists, Students and Parents», New York 1925; M. Jacobs, «Color is Landscape Painting», New York 1955.