Das gezeigte Farbsystem geht vor allem auf Günter Wyszecki zurück, der einen sogenannten Kubo-Oktaeder aufgrund der Erfahrung vorlegt, daß jedes Farbsystem, das auf der Basis «der empfindungsgemäßen Gleichabständigkeit» errichtet worden ist, durch ein regelmäßiges Rhomboedergitter-Farbsystem ersetzt werden kann, indem das Raumgitter in den nach Farbton, Helligkeit und Sättigung geordneten Farbenraum eingebettet wird. Das OSA-UCS-System erlaubt dem Wissenschaftler, Farbunterschiede zu analysieren, und es bietet Designern und Künstlern verschiedene Versionen von Farbharmonien an. (Ausführlicher Text)
Wenn man einem Würfel alle Ecken bis zu den Mitten der Kanten abschneidet, entsteht ein räumliches Gebilde, das die Mathematiker als Kubo-Oktaeder bezeichnen. Solch eine Struktur mit einem Zentrum und 12 Eckpunkten hat die «Optical Society of America» (OSA) im Jahre 1960 zum Aufbau ihres Farbsystem verwendet, wobei genauer zu sagen ist, daß es der 1947 unter dem Vorsitz von Deane B. Judd gegründete Ausschuß für einheitliche Farbskalen («Uniform Color Scales», UCS) war, der diese Aufgabe übernommen und das ungewöhnliche geometrische System vorgeschlagen hat. Man spricht deshalb manchmal auch vom OSA-UCS-System, wenn das regelmäßige Gitter eines Kubo-Oktaeders gemeint ist. Die Eckpunkte sind dabei alphabetisch bezeichnet und das Zentrum bekommt ein O. Die Struktur bringt es mit sich, daß man jedem Punkt in dieser Konstruktion 12 nächste Nachbarn zuordnen kann, wie es das kleine Kubo-Oktaeder oben rechts veranschaulicht.
Das Farbsystem der OSA unterscheidet sich von allen bislang vorgestellten Ordnungen. Farben lassen sich bekanntlich durch drei unabhängige Parameter bestimmen — im DIN-System sind dies zum Beispiel Farbton, Sättigung und Dunkelstufe, und beim Munsell-System geht es um Chroma, Hue und Value. Während in allen bisher vorgestellten Ordnungen diese Parameter eine von den anderen Variablen unabhängig gewonnene Skala bekommen, werden die Farben im Kubo-Oktaeder so bestimmt, daß die Entfernungen zwischen einer Farbprobe und jedem ihrer 12 nächsten Nachbarn in jedem Punkt des Gitters durch einen als gleich wahrgenommenen Farbunterschied gegeben ist. Zieht man also gerade Linien in jede der sechs Richtungen, die die Gitterstruktur festlegt, produziert man Intervallskalen für die Farbdifferenz. Die Position einer Probe in diesem Gitter wird durch die Koordinaten von drei zueinander senkrechten Achsen definiert, die vom UCS-Ausschuß als Lightness (L, Helligkeit), Yellowness-Blueness (J, Gelbheit-Blauheit, mit J für französisch jaune abgekürzt) und Greenness-Redness (G, Grünheit-Rotheit) festgelegt wurden. Die ungewöhnlichen Namen sollten nicht zu genau genommen werden. Die Größe J repräsentiert das Gelbe bei hohem L-Wert (Helligkeit), ohne jedoch die Achse Gelb-Blau darzustellen. Für negative Werte von J trennt die Achse die blaue von der violetten Region. Auf entsprechende Weise zeigt ein positiver Wert für G nicht Grün an. Dieser Parameter trennt vielmehr die blauen und die grünen Farben. Und am Ende der negativen G-Skala liegt nicht Rot, sondern Rosa. Am besten ist es, G und J als abstrakte Parameter zu behandeln, die zunächst nichts mit Farben zu tun haben. Sie wurden ursprünglich auch als Dezimalzahlen eingeführt, um die Positionen der Farbproben angeben zu können. Im anschließenden Bericht des «Committees on Uniform Spacing» aus dem Jahre 1978 wurden insgesamt 558 Proben farbmetrisch spezifiziert und ihre genauen Koordinaten angegeben.
Die Variable L (Helligkeit) ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Sie ist zum einen so angelegt, daß sie die Helligkeit sowohl von chromatischen als auch von unchromatischen Farben erfaßt. Und zum anderen ist ihr Wert dann Null, wenn die Helligkeit dem des Hintergrunds entspricht, bei dem empfohlen wird, die Proben anzusehen. Positive Werte von L weisen darauf hin, daß die Farbe heller als der Hintergrund ist, und negative Werte weisen auf Proben hin, die dunkler sind. Da die anderen beiden Parameter als Variable von opponenten Farben angesetzt wurden, nehmen sie den Wert Null auf der neutralen Achse an.
Das Zentrum der Figur oben rechts weist das Zahlentripel 0,0,0 auf und ist so eingerichtet worden, daß es mit dem neutralen Grau der Munsell-Skala (N5) übereinstimmt.
Das OSA-UCS-System erlaubt dem Wissenschaftler, Farbunterschiede zu analysieren, und es bietet dem Designer und Künstler verschiedene Versionen von Farbharmonien an. Dazu müssen nur geeignete Schnitte durch den Farbkörper gelegt werden. So faszinierend diese Möglichkeiten auch sind, viele Farbfachleute ziehen offenbar ein System vor, das anschaulicher und weniger verschachtelt organisiert ist.
Datierung: Das im Auftrag der Optical Society of America (OSA) entstandene Farbsystem liegt seit 1960 vor.
Herkunft: «Optical Society of America» USA
Grundfarben: Gelb, Blau, Grün und Rot
Form: Kubo-Oktaeder
Anwendung: Farbunterschiede können analysiert werden: Wissenschaft, Design, Kunst.
Referenzsysteme: DIN
Literatur: G. Wyszecki, «Farbsysteme», Göttingen 1960.
Links: Optical Society of America (OSA)