Aemilius Müller wies darauf hin, daß Skalen desselben Farbtons oft monoton wirken. Sie können dadurch attraktiver gemacht werden, daß man systematische Abweichungen der Farbtöne zuläßt. In dem Farbwürfel sind zur Veranschaulichung der subtraktiven Mischmöglichkeiten die acht Ecken mit den drei Grundfarben Gelb, [Magenta]-Rot und [Cyan]-Blau, den «Sekundärfarben» Orange, Violett und Grün sowie mit Weiß und Schwarz besetzt. (Ausführlicher Text)
Wenig weist zunächst im Leben des promovierten Schweizer Ökonomen Aemilius Müller (1901-1989) auf eine umfassende Beschäftigung mit der Farbe hin. Nach einem Studium der Volkswirtschaft wird er Reklameleiter, Grafiker und Journalist. Als Müller 1941 zufällig auf die Restauflage der Farbenlehre von Wilhelm Ostwald trifft, stellt sich ihm eine neue Lebensaufgabe, nämlich ausgehend von Ostwaldschen Ideen die Mittel für den Umgang mit Farben anzufertigen und bereitzustellen.
Bereits 1944 legt er eine «Schweizer Farbmusterkarte» vor, und 1948 erscheint die erste Auflage seiner «Modernen Farbharmonielehre», mit der er einen Beitrag zur Verwendung der Farbe in der Architektur geben wollte. Müller wies darauf hin, daß Skalen desselben Farbtons oft monoton wirken. Sie können dadurch attraktiver gemacht werden, daß man systematische Abweichungen der Farbtöne zuläßt. Dabei müssen allerdings sogenannte Farbinversionen vermieden werden.
Was ist mit diesem neu geprägten Begriff gemeint? Sowohl im Spektrum als auch im Kreis der Farben hat jeder Farbton seine spezifische Helligkeit. Gelb ist am hellsten, und Blau ist am dunkelsten. Müller zufolge können Farbkombinationen nur dann harmonisch erscheinen, wenn das Verhältnis ihrer Helligkeit dem natürlichen Verhältnis der zugehörigen Farben entspricht. Kehrt man diese Situation um (dies ist die Inversion), entsteht Disharmonie. 1951 stellte Müller den hier angeführten «Dreifarbenwürfel 1.000» vor, dessen Originalfassung aus 10 Tafeln mit jeweils 100 Farben bestand, wobei jede Tafel die systematischen Farbmischungen demonstrierte, die für die Druckindustrie von Bedeutung waren.
Der Kubus von Müller basiert auf den Vorschlägen von Max Becke (Text) und dient — wie jeder Farbwürfel — zur Veranschaulichung der Mischmöglichkeiten von drei Grundfarben. Für die subtraktive Farbmischung werden die acht Ecken mit drei Primärfarben — Gelb (60), Magenta (20) und Cyanblau (40) -, drei Sekundärfarben — Rot (10), Blauviolett (30) und Grün (50) — sowie mit den Unbuntfarben Weiß und Schwarz besetzt. Die weiteren Darstellungen geben einige stabilisierende Verknüpfungen des Kubus wieder, die dabei auch seine Geometrie verdeutlichen.
Der Dreifarbenwürfel 1.000 selbst basiert auf den im Dreifarbendruck üblichen Grundfarben Gelb (Yellow), bläuliches Rot (Magenta oder Purpur) und grünliches Blau (Cyanblau). Er stellt eine Farbmischordnung dar, indem er veranschaulicht, welche Farben bei der Überlagerung transparenter Schichten der drei subtraktiven Grundfarben in verschiedenen Sättigungsgraden entstehen.
Wie Aemilius Müller die Ideen von Ostwald aufgenommen und umgewandelt hat, wird in seinem zweiten System gezeigt.
Datierung: Der Dreifarbenwürfel 1000 des Farbtheoretikers und -praktikers Aemilius Müller wurde im Jahre 1951 vorgestellt.
Herkunft: Schweiz
Grundfarben: Gelb, Magenta und Cyanblau
Form: Würfel
Anwendung: Architektur
Referenzsysteme: Ostwald — Becke — Hickethier — Müller II
Literatur: Ae. Müller, «Die moderne Farbharmonielehre», Wintherthur 1948; W. Spillmann, «Ein Leben für die Farbe: Das Werk von Dr. Aemilius Müller», Winterthur, Applica 24, 717 (1984).