Als sich Ewald Hering im 19. Jahrhundert um die Erforschung der Sinneswahrnehmung kümmerte, forderte er, daß die dabei verwendeten Konzepte zum Beispiel Farbe selbst aus der Wahrnehmung allein abgeleitet sein müßten, um jede Konfusion mit ihren physikalischen oder physiologischen Ursachen zu vermeiden. Tryggve Johansson versuchte in den 30er Jahren, Herings Vorstellungen zu übernehmen und diese zugleich in seinem Heimatland bekannt zu machen. Sein Farbenkörper geht auf die vier fundamentalen Farben Rot, Grün, Gelb und Blau von E. Hering zurück, die den grundlegenden Farbkreis in vier Quadranten einteilen. Im Modellkörper bildet Schwarz dessen vollständige Basis, während das Weiß nur durch einen Punkt an der Spitze dargestellt wird. (Ausführlicher Text)
Als sich Ewald Hering im 19. Jahrhundert um die Erforschung der Sinneswahrnehmung kümmerte, forderte er, daß die dabei verwendeten Konzepte — zum Beispiel Farbe selbst — aus der Wahrnehmung allein abgeleitet sein müßten, um jede Konfusion mit ihren physikalischen oder physiologischen Ursachen zu vermeiden. Auch dürfe es keinerlei Klassifikation geben, die auf Daten basiert, die dem Gebiet entnommen worden sind, aus dem die Ursachen der jeweiligen Sinneswahrnehmung stammen. Bei den Farben ist dieses für Hering selbstevidente Prinzip bekanntlich dauernd verletzt worden, da viele Farbsysteme unter den Aspekten von Physik und Chemie zustande gekommen sind.
Der Schwede Tryggve Johansson (1905-1960) versuchte in den 30er Jahren, Herings Vorstellungen zu übernehmen und diese zugleich in seinem Heimatland bekannt zu machen. Er schlug in diesem Zusammenhang den dargestellten Farbkörper vor, der sich über einem in vier gleiche Teile — den Quadranten der Farbe — unterteilten Kreis erhebt, in denen die vier fundamentalen Farben Gelb (Y), Grün (G), Blau (B) und Rot ihren Platz behaupten.
In seinem System aus dem Jahre 1937 stellt Johansson das Weiß (W) durch einen Punkt an der Spitze seiner Konstruktion dar, während das Schwarz (BK) keinen festen Ort bekommt. Es steht vielmehr am Ende jeder Farbe und nimmt die gesamte Basis des Farbkörpers ein. Wir zeigen auch senkrechte Schnitte durch den Körper, deren jeweils eingezeichnete Linien — von oben nach unten — zeigen, wie die Farben (C) gleicher Helligkeit, die Farben gleicher Sättigung, die Farben gleicher Brillanz und die Farben gleicher Intensität im System liegen.
Johansson plante später zusätzlich, die Ideen von A. H. Munsell zu verwenden. Er ersetzte dazu den Grad der Schwärze von Hering durch eine Helligkeitsvariable, die an den Wert (Value) von Munsell erinnert und ergänzte sie durch einen Parameter «Klarheit», der auf die Dunkelstufe hinweist, die später dann das DIN-System verwenden wird.
Johanssons System wurde sehr populär und fand große Verbreitung unter Lehrern, Architekten und Designern.
Datierung: Der schwedische Physiker Tryggve Johansson legt sein System der Farben zwischen 1937 und 1939 vor.
Herkunft: Schweden
Grundfarben: Gelb, Grün, Blau und Rot
Form: modifizierter Zylinder
Anwendung: Architektur, Design
Referenzsysteme: Hering — Munsell — Pope — Hesselgren — DIN — N.C.S.
Literatur: A. Hård, «Philosophy of the Hering-Johansson Natural Color System», Proceedings of the International Colour Meeting, Luzern 1, 357-365 (1965); Die Farbe 15, 296 (1966); S. Hesselgren, «Why Color Order Systems?», Color Research and Application 9, 220-228 (1984).