Spezielle Diagramme gestatten es, die Helligkeit der Optimalfarbe für eine gegebene Farbart zu ermitteln. Führt man diesen Parameter als dritte Dimension mit dem CIE-Diagramm zusammen, entsteht der «Farbenberg» von S. Rösch. Der vorgestellte Farbenkörper kommt dann zustande, wenn man über den Farborten senkrecht zur Ebene der CIE-Normfarbtafel die sogenannten Hellbezugswerte der entsprechenden Optimalfarben aufträgt. Im Inneren des entstehenden Farbenberges finden sämtliche realisierbaren Körperfarben Platz. (Ausführlicher Text)
Optimalfarben sind theoretische Konstrukte, die mit physikalischen Konzepten definiert werden. Ein durchsichtiger Körper besitzt eine Optimalfarbe, wenn er bei vorgegebenen Wellenlängen entweder alles Licht durchläßt oder alles festhält (Transmission). Ein undurchsichtiger Körper mit Optimalfarbe wirft entweder alles Licht einer bestimmbaren Wellenlänge zurück (Remission), oder er schluckt es vollständig. Natürlich gibt es weder Pigmente noch Farbstoffe, die diese Eigenschaften perfekt nachbilden, aber die Optimalfarben gehören trotzdem zu der Gesamtheit aller denkbaren Körperfarben, und um die geht es in dieser Tafel (und nicht um selbstleuchtende Objekte). Wie sich nämlich herausstellt, liegen alle realisierbaren Körperfarben im Inneren des zum ersten Mal 1928 von dem deutschen Mineralogen S. Rösch beschriebenen Körpers, dessen Oberfläche von den Optimalfarben gebildet wird. Rösch wollte «Die Kennzeichnung der Farben» erleichtern, wie es im Titel seiner Arbeit heißt.
In der Nomenklatur der Experten wird — wenn es um additive Farbmischung und ihre Messung geht — statt von Farbe oft lieber von Farbvalenz geredet. Eine Farbvalenz wird durch die drei Zahlen, die zum CIE-System führen, gegeben. Sie bestimmen den Wert, den ein Farbreiz für eine additive Farbmischung hat.
Damit kann korrekt und trocken festgestellt werden: Optimalfarben sind unter den Farbvalenzen von jeweils gleicher Farbart die hellsten und unter den Farbvalenzen von jeweils gleicher Helligkeit die gesättigtsten. Der Helligkeitsgrad einer Farbe wird dabei, bezogen auf reines Weiß, als sogenannter Helligkeitsbezugswert angegeben.
Spezielle Diagramme gestatten es nun, die Helligkeit der Optimalfarbe für eine gegebene Farbart zu ermitteln. Führt man diesen Parameter als dritte Dimension mit dem CIE-Diagramm zusammen, entsteht der dargestellte Farbenberg von Rösch. Sein Farbkörper erhebt sich über dem Punkt, den die als C bezeichnete Normlichtart einnimmt. Die zur Spitze des Berges hin enger und heller werdenden Ebenen enthalten jeweils die Farben mit gleicher Helligkeit. Ausgeführt sind die Ebenen zu den Werten 0 (das ursprüngliche CIE-Diagramm), 20, 40, 60 und 80. Mit 100 erreicht der Berg das ideale Weiß und damit die Spitze.
Wenn man das CIE-Diagramm bei Farben anwendet, die durch Licht zustande kommen, das gestreut, gebrochen oder reflektiert worden ist, dann können nicht alle Regionen innerhalb der zungenartigen Fläche besetzt werden, die der Spektrallinienzug und die Purpurlinie vorgeben. Vielmehr gibt es für die Körperfarben einen eingeschränkten Bereich, der von der Leuchtdichte abhängt. Diese Größe erfaßt die selektive Änderung, mit der ein Körper die Lichtstrahlung beeinflußt, und mit ihrer Vorgabe läßt sich auch der verfügbare Platz im CIE-Diagramm berechnen.
Der amerikanische Psychophysiker D. L. MacAdam hat — nach ersten Andeutungen von S. Rösch — diesen Bereich zum ersten Mal exakt bestimmt, weshalb man heute von «MacAdam limits» spricht. Die Illustration zeigt diese Schranken in Röschs System, wie sie sich bei einem Faktor 0.3 für die Leuchtdichte ergeben. Eingetragen sind dabei 22 Körperfarben, die man zum Teil aus Standardtafeln nach dem System von Munsell gewinnen kann. Die drei grünen Farbtöne, die sich nach oben abgesetzt haben, hätten zum Beispiel in der Notation von Munsell (Hue, Value, Chroma) die Werte 5G 6/10, 10GY 6/12 und 5GY 6/10 (von links nach rechts). In der Alltagssprache verwendete man vielleicht Brillantgrün, helles Gelbgrün und starkes Gelbgrün. Den sich am gegenüberliegenden Ende nach unten rechts absetzenden drei Farbtönen können in der Munsell-Notation keine ganzzahligen Werte mehr zugeordnet werden. Nennen könnte man sie — von links nach rechts — Dunkelrosa, starkes Rotorange und leuchtendes Orange.
Datierung: Die bergähnliche Kennzeichung der Farben durch den deutschen Physiker S. Rösch erfolgt im Jahre 1928.
Herkunft: Deutschland
Grundfarben: Rot, Grün und Blau
Form: «Farbenberg»
Anwendung: Farbmetrik
Referenzsysteme: Munsell — CIE — CIE-MacAdam
Literatur: S. Rösch, «Die Kennzeichnung der Farben», Physikalische Zeitschrift 29, 83-91 (1928); G. A. Agoston, «Color Theory and Its Application in Art and Design», Heidelberg 1979; M. Richter, «Einführung in die Farbmetrik», Berlin 1976.