Die systematische Ordnung der Farben beginnt mit einem Kreis, der sich durch 36 reine Körperfarben konstituiert, die der Empfindung nach den gleichen Abstand voneinander bekommen. Vom Kreis als Äquator aus wird ein Doppelkegel errichtet, dessen zentrale Achse die grauen Farben von Schwarz bis Weiß aufnimmt. (Ausführlicher Text)
Der amerikanische Ornithologe und Botaniker Robert Ridgway (1850 -1929) hatte bei seinen Streifzügen durch die Natur nahezu unendlich viele Farben gesehen. Ihm wurde im Laufe der Zeit klar, daß die für eine wissenschaftliche Beschreibung der Farben notwendige Genauigkeit nur durch eine Standardisierung zu erreichen ist. Als Konsequenz schlug er ein Farbsystem vor, daß 1912 unter dem Titel «Color Standards and Nomenclature» veröffentlicht wurde.
Ridgway macht bei seinem System von den Möglichkeiten der additiven Farbmischung Gebrauch. Als Ausgangsbasis für seine gewünschte systematische Ordnung der Farben dient ein Kreis, der durch 36 reine Körperfarben (Vollfarben) unterteilt wird, deren Abstände empfindungsgemäß etwa gleich sind. Dieser Kreis ist als äußerer Umfang der rechten Figur gezeichnet, die auch die von Ridgway verwendeten Farbkennzeichen von 1 bis 71 mit anführt. Durch die zum Zentrum hin fortschreitende additive Zumischung eines mittleren Graus verliert jede Ausgangsfarbe an Sättigung, wobei ihr Farbton näherungsweise unverändert bleibt. Zwischen dem äußeren Vollfarbenring und dem zentralen Grau hat Ridgway fünf Stufen — durch Striche bezeichnet — gelegt und durch Farbstandards realisiert. Die sechs konzentrischen Ringe enthalten dabei nicht alle die gleiche Zahl an Farben, um die visuelle Äquidistanz zwischen ihnen aufrecht zu erhalten.
Durch fortschreitende additive Zumischung von Weiß oder Schwarz zu jeder der in der Ebene des Vollfarbenkreises gelegenen 159 Farben gelangt Ridgway schließlich zu einer dreidimensionalen Mannigfaltigkeit der Körperfarben. In jede Richtung werden drei Stufen eingeschaltet. Sie heißen zum Schwarz hin «shades» und zum Weiß hin «tints». Damit erfaßt Ridgway 7 x 159 = 1113 Farben, was zusammen mit den beiden Spitzen 1115 Farbstandards liefert; mit ihnen sollten sich die Farben der Vögel identifizieren lassen.
Die dreidimensionale Ordnung dieser Standards kann durch den gezeigten (aufgeschnittenen) Doppelkegel veranschaulicht werden. Entlang des Äquators verlaufen die Vollfarben, und entlang der Achse die grauen Farben von Weiß nach Schwarz.
Datierung: Den Vorschlag zur farblichen Kennzeichnung von Blumen, Vögeln und Insekten legt der Amerikaner Robert Ridgway 1912 vor.
Herkunft: Amerika
Grundfarben: 36 reine Körperfarben (Vollfarben), deren Abstände empfindungsgemäß etwa gleich sind
Form: Doppelkegel
Anwendung: Wissenschafliche Beschreibung von Farbe
Referenzsysteme: keine
Literatur: R. Ridgway, «Color Standards and Color Nomenclature», Baltimore 1912; G. Wyszecki, Farbsysteme, Göttingen 1960.