Ausgehend von den drei Grundfarben Rot, Blau und Gelb wird eine dreiarmige Konstruktion ein «Trilobe synoptique» vorgestellt, in dem die Dicke der Linien und nicht die Farbe der Tinte variiert wird, um Änderungen der Farbtöne zu erzielen. Die Grundfarben werden dabei als Erzeugerinnen von Farbfeldern konzipiert. (Ausführlicher Text)
1890 erscheint in Paris das Werk «Répertoire chromatique» des französischen Botanikers und Naturwissenschaftlers Charles Lacouture (1832 -1908), der Professor am Collège St. Clément in Metz war. Lacouture hatte schon viele Bücher über Moose und andere nicht-blühende Pflanzen verfaßt, als er sein Werk über die Farben vorlegte, im dem er «vernünftige und praktische Lösungen» der Probleme verspricht, die bei der mehrfachen Verwendung — also bei der Mischung — von Farben auftreten. Er konstruiert eine Figur, die er «Trilobe synoptique» nennt, und die auch enthält, was der Name meint, wenn man ihn freundlich übersetzt: drei «Ohrläppchen», die eine vergleichende Übersicht über die Farben geben. Lacouture orientiert sich an den drei Ausgangsfarben Rot (R), Blau (B) und Gelb (J, Jaune), und in seiner Originalfigur von 1890 zieht er feine Linien mit ihnen, die auf Kreisbögen verlaufen, etwa vom Feld J links unten zum gegenüberliegenden Feld J rechts unten. Er produziert die unterschiedlichen Farbtöne und Nuancen nicht, indem er die Farbe der Tinte wechselt, mit der er arbeitet. Vielmehr variiert Lacouture die Stärke und Zahl der Linien, die er durch seine Farbfelder legt, jeweils von Weiß ausgehend in sechs Stufen: R1, R2, (…) R5. R steht für Rot und entsprechend bei Blau B und Gelb J. Jede der drei Primärfarben tritt als Erzeugerin von Farbfeldern in Erscheinung, die alle miteinander überlappen.
Die Primärfarben an den Rändern der dreilappigen Form wirken wie ein Register, in dem die zentralen Mischungen nachgesehen werden können. Die in dieser Darstellung heraustretende Linien können wie angedeutet durchlaufen werden, um alle Farbfelder zu erkunden, bevor der Ausgangspunkt wieder erreicht wird.
Datierung: Der Naturforscher Charles Lacouture stellt sein System der optischen Mischungen 1890 vor.
Herkunft: Frankreich
Grundfarben: Rot, Blau und Gelb
Form: modifiziertes Dreieck
Referenzsysteme: keine
Literatur: Ch. Lacouture, «Répertoire Chromatique: Solution Raisonnée et Pratique des Problèmes les Plus Usuels dans L’Etude et L’Emploi des Couleurs», Paris 1890; «Color Documents: A Presentational Theory», organisiert von S. Wurmfeld, Hunter College Art Gallery, New York 1985.