Um die Gesetze des Simultankontrastes, die auf M. E. Chevreul zurückgehen, und die Möglichkeiten der optischen Mischung nach Eugène Delacroix zu erkunden, der Chevreuls Theorie der Kontraste in die Tat der Bilder umzusetzen versuchte, stellt das Farbsystem in einem Kreis sechs Dreiecke einander gegenüber, in denen sich die additiven Primärfarben Rot, Gelb und Blau mit den Sekundärfarben Orange, Grün und Violett abwechseln. (Ausführlicher Text)
Der französische Kunstschriftsteller Charles Blanc (1813-1882) war nach der Revolution von 1848 für einige Jahre Direktor der Abteilung für Schöne Künste im Pariser Innenministerium. Er hat sich nach seiner politischen Tätigkeit mit praktischen Aspekten der Kunst beschäftigt und zum Beispiel 1881 seine «Grammaire des arts décoratifs» vorgelegt.
Zwei Jahre zuvor (1879) hat er ein Farbsystem entworfen, das auf den Gesetzen zum Simultankontrast von Chevreul und auf einigen Vorstellungen des Malers Eugène Delacroix beruht, der Chevreuls Theorie der Kontraste in die Tat der Bilder umzusetzen versuchte. Für Delacroix entstehen die Halbtöne, die ihm zufolge das «beherrschende Prinzip der Malerei» sind, nicht dadurch, daß man den reinen Farben «schmutzig machendes» Schwarz beifügt, sondern dadurch, daß man auf neutralisierende Komplementärfarben zurückgreift. Er skizziert seine Vorstellungen zu den Farben in Form eines gleichseitigen Dreiecks, an dessen Eckpunkten Gelb, Rot und Blau und an dessen Seiten Violett (zwischen Rot und Blau), Grün (zwischen Blau und Gelb) und Orange (zwischen Gelb und Rot) liegen (Abb. geometrische Varianten). Blanc baut nun seinen Farbenkreis aus Dreiecken ohne Schwarz und Weiß auf, in dem sich wiederum drei chromatische Dreicke befinden, je eines mit den additiven Primärfarben Rot (Rouge), Gelb (Jaune) und Blau (Bleu) und je eines mit ihren komplementären Gegenstücken Orange (Orange), Grün (Vert) und Violett (Violet).
Die Mischfarben sind durch Hinweise auf Stoffe und Dinge charakterisiert: Granatrot (Grenat), Kapuziner (Capucine), Saffran (Safrane), Schwefel (Soufre), Türkis (Tourquoise) und Glockenblume (Campanule). Nimmt man (die) Orange noch hier hinzu, bleiben genau vier eigenständige Farbnamen, die mit den psychologischen Primärfarben von Hering identisch sind.
Datierung: Der französische Kunstkritiker Charles Blanc setzt sich mit den Farbkontrasten um 1879 auseinander.
Herkunft: Frankreich
Grundfarben: Gelb, Rot und Blau
Form: Kreis
Referenzsysteme: Chevreul — Hering — Rood
Literatur: Ch. Blanc, «Grammaire des Arts du Dessin», englische Ausgabe: «The Grammar of Painting and Engraving», Chicago 1879; «Color Documents: A Presentational Theory», organisiert von S. Wurmfeld, Hunter College Art Gallery, New York 1985.