Farben können sich ändern, sie können in eine andere Farbe übergehen, sie können heller oder dunkler werden, sich also dem Weißen oder Schwarzen nähern, und sie können durchscheinender (transparenter) oder spiegelnd (reflektierender) werden. Das im Jahre 1986 entstandene italienische Farbsystem CMN-86 will die Arten und Weisen sichtbar fassen, in denen Farbe erscheinen, sich zeigen, wandeln und verschwinden. Die Ursprungszelle des Systems besteht aus einem Tetraeder, welches zusammen mit anderen Tetraedern die ganze Vielfalt der räumlichen Modelle ermöglicht, die erforderlich sind, um die Herkunft der Farbe und die Intentionen des Betrachters auszudrücken. (Ausführlicher Text)
Farben können sich ändern, sie können in eine andere Farbe übergehen, sie können heller oder dunkler werden, sich also dem Weißen (Bianco, B) oder Schwarzen (Nero, N) nähern, und sie können durchscheinender (transparenter) oder spiegelnd (reflektierender) werden, sich also zur «trasparenza» (T) oder zur «specularità» (S) hin wenden. Das 1986 entstandene italienische Farbsystem CMN-86 will die Arten und Weisen sichtbar fassen, in denen Farben (colori, C) erscheinen, sich zeigen, wandeln und verschwinden.
Als Ausgangskonstruktion wird ein Tetraeder gewählt, das uns aus der geometrischen Darstellung der Platonischen Farbenideen bekannt ist und so den Kreis der Systeme abrundet, den wir durchschritten haben. Tetraeder lassen sich mit anderen vereinen, um die ganze Vielfalt der räumlichen Modelle zu ermöglichen, die benötigt werden, um sowohl die Ursachen für Farben als auch die Intentionen des Betrachters auszudrücken. Transparenz und Reflexion kommen von den Objekten her, Farben fügt immer nur das Subjekt hinzu.
In diesem System wird der Versuch unternommen, den fernen und eher verdeckten Sinn des Wortes «colore» spürbar werden zu lassen, der seiner etymologischen Herkunft entnommen werden kann. Danach heißt Farbe haben: «etwas verschleiern und enthüllen». Dem weißen Licht wird etwas genommen, um den Gegenstand, auf den es fällt, klarer sehen zu können.
Anschließend erschaffen wir eine Fülle von Farbsystemen, um uns die Welt der Farben besser zugänglich zu machen. Wir ordnen die Farben zum Beispiel, um ihre Mischungen zu verstehen, um ihre Vielfalt zu bewältigen, um ihre Dimensionen zu illustrieren, um ihre Wahrnehmung zu verstehen oder um ihre Unterschiede zu kennzeichnen. Viele Prinzipien der Ordnung sind möglich, aber nicht alle sind miteinander verträglich. Es kann nicht nur eine Ordnung der Farben geben, es kann aber nur eine Geschichte ihrer Ordnungen geben, und die bleibt offen, im Gegensatz zu den einzelnen Systemen, die sich uns geschlossen darbieten.
Datierung: Das Farbsystem wird 1986 in Venedig vorgestellt.
Herkunft: Italien
Grundfarben: Im Vordergrund steht in diesem System die Auswirkung der Reflexion und Transparenz auf Farben. Dieser Umstand wird in anderen Systemen nicht berücksichtigt.
Form: Raum, aus Tetraedern gebildet.
Referenzsysteme: Pythagoras, Aristoteles, Platon
Literatur: N. Silvestrini, «Sistema di Colori Color Order Systems», Ausstellung auf der Biennale in Venedig 1986.